Sanskrit ist eine längst ausgestorbene Sprache. Sie hat nur noch wissenschaftlichen Wert. So glauben viele Menschen, und kehren der Urahnin der indoeuropäischen Sprachen den Rücken.
In Indien jedoch ist die Sprache unter den Nachfahren der Brahmanen noch lebendig. Eine junge Inderin ließ mich wissen, dass ihre Kenntnisse tatsächlich beim Deutschlernen helfen.
Sprachverwandtschaften
In Deutschland lernen wir hauptsächlich andere europäische Sprachen in der Schule. Unterschiede merken wir bereits, beim Erlernen von Französisch und Englisch. Der europäische Ast der indogermanischen Sprachfamilie hat viele Zweige: Romanisch (z.B. Französisch, Italienisch, Spanisch), germanisch (z.B. Deutsch, Englisch). Andere Zweige sind die slawischen (z.B. Russisch, Polnisch) und die nordischen Sprachen (z.B. Dänisch, Schwedisch), sowie die nicht mit anderen verwandten Sprachen Griechisch und Albanisch. Diese Sprachen sind als indoeuropäische Sprachen mit anderen Sprachen der indoarischen Sprachfamilie verwandt. Dazu zählen unter anderen Hindi und andere Sprachen Nordindiens, das in Pakistan gesprochene Urdu und auch das Pashto aus Afghanistan. Alle diese Sprachen haben gemeinsam, dass sie ein Fälle-System haben und ihre Verben nach Person und Zeit verändern. Die Details dieser grammatikalischen Regeln gehen jedoch weit auseinander. Es gibt Sprachen mit 9 unterschiedlichen Fällen und einer Vielfalt von Verbformen, oder das andere Extrem von wenigen Verbformen und kaum erkennbaren Fällen. Ein Beispiel für letzteres ist das Englische.
Sanskrit: erste schriftliche Grammatik
Sanskrit ist auch die erste Sprache, deren grammatikalischen Regeln schriftlich fixiert wurden. Der indische Philosoph Panini aus dem 4. oder 5. Jahrhundert vor Christus beschrieb die Grammatik des Sanskrit in etwa 4000 Regeln, deren korrekte Anwendung wie ein Sprachcomputer funktionieren sollte. Doch bis Ende letzten Jahres blieb das System ein Rätsel. Ein indischer Student löste es: Bei den 8 verschiedenen Fällen gibt es häufig Konflikte, welche Regeln nun anzuwenden sind. Nun hat er das Muster entdeckt, das diese auflöst: Die Regeln für das Wortende sind den Regel für den Wortanfang vorzuziehen. Diese Metaregel wird nun auf Herz und Nieren geprüft. Erst dann wird sie einen immensen Einfluss auf das Studium der Sanskrittexte und der Indologie ausüben.
Grammatik: konsistent wie ein Computerprogramm?
Nun könnte man meinen, Grammatikregeln funtionierten tatsächlich wie ein Programm um korrekte Sätze und Texte zu formulieren. Für Sanskrit hat es wohl funktioniert. Doch beim Erlernen von Fremdsprachen haben wir alle es ganz anders erlebt. Und wenn wir dann den Lehrer fragten: "Warum heißt das hier nicht... ?", so mussten wir uns mit der Antwort zufrieden geben: "Das ist eine Ausnahme." Und bei Englisch überwiegen gefühlt die Ausnahmen die Regelmäßigkeiten.
Wer kennt nicht die regelmäßigen und unregelmäßigen Verben in den verschiedensten Sprachen... Ordnung kann man hier mit verschiedenen Verbgruppen schaffen. Und was ist mit dem Satzbau? Auch hier gelten für Aussagesätze, Nebensätze, Fragesätze oder Befehlssätze unterschiedliche Regeln...
Leider wird beim Fremdsprachen Lernen in der Schule die Grammatik in kleinen Puzzlestücken vorgestellt. Bis die Schüler das Gesamtbild erkennen, sind einige Jahre vergangen. So mancher ist dabei mangels Überblick über die Zusammenhänge verzweifelt und ausgestiegen.
Grammatik bei GaLaLea
Bei GaLaLea haben wir dieses Problem erkannt. Wie schon Vera F. Birkenbihl sagte: Vokabeln pauken und Grammatikregeln auswendiglernen ist nicht nötig. Einerseits bieten wir neue Vokabeln immer nur im Kontext eines Textes oder Dialogs an. Andererseits leiten wir die Schüler an, selbst die Grammatikregeln anhand einer größeren Menge von Beispielen zu abstrahieren. Dann werden auch die Zusammenhänge deutlich. So lernt man die Logik der neuen Sprache verstehen und kann sie anwenden. Dann ist das Sprachenlernen wie eine Entdeckungsreise. Und jede neue Entdeckung macht den Lernenden glücklich und zugleich neugierig für die nächste.