Immer wieder fragen sich viele Menschen, warum sie so einfach ihre Muttersprache gelernt haben, sich aber beim Lernen einer Fremdspache so schwer tun. Nachdem ich jetzt in der Birkenbihl-Uni etwas über die Funktionsweise unseres Gehirns gelernt habe, möchte ich aus diesem Blickwinkel eine Antwort wagen:
Wie lernen wir unsere Muttersprache?
Seit vielen Jahren wird geforscht, wie wir lernen. Erst hat man Kinder verschiedenen Alters beobachtet. Dann gab es auch Versuche mit Erwachsenen: Studenten, aber auch Senioren. Inzwischen beobachten die Forscher auch Babys und messen sogar ihre Gehirnströme.
Heute wissen wir, dass Babys schon vor ihrer Geburt auf ihre Muttersprache vorbereitet werden. Das Ohr ist eines der ersten ausgebildeten Organe. Doch wir nehmen Laute auch über die Haut wahr. Die Schwingungen, die wir nicht einmal hören können, leiten die Knochen weiter an unseren Kopf. Im Gehirn können sie dann weiterverarbeitet werden. Vor der Geburt, nimmt das Kind jedoch erst einmal nur wahr. Es lernt die Stimme der Mutter kennen, auch die des Vaters und anderer Familienmitglieder. Alle regelmäßig auftretenden Geräusche werden als "normal" abgespeichert. Für jedes dieser Töne gibt es eine neuronale Bahn.
Nach der Geburt erkennt das Kind seine Mutter an der Stimme. Nun beginnt der Mandelkern im Gehirn mit der Auswahl der Reize. Es beginnt die regelmäßigen Geräusche auszusortieren, die keine interessanten Informationen bieten. Alles Neue, Interessante wird weitergeleitet und abgespeichert. Dabei sortiert der Mandelkern nach positiven und negativen Erfahrungen. Kommen später ähnliche Geräusche, kann der Mandelkern sofort sagen: "Das ist schön!" oder "Das ist gefährlich!"
Das Baby hört seiner Umwelt also zu und sortiert das Gehörte. Mit etwa zweieinhalb Jahren ist der Stimmapparat des Kindes so weit entwickelt, dass es zu sprechen anfängt. Innerhalb von wenigen Monaten erweitert es rasant seinen Wortschatz und steigert die Komplexität der Sätze. Dabei entdeckt es die grammatikalischen Regeln ganz nebenbei und macht wenig Fehler. Diese kann es auch selbständig korrigieren solange es korrekte Sprache hört.
Wie gehen Babys mit mehreren Sprachen um?
Für das Kleinkind ist das Sprachenlernen sehr einfach. Wächst es in einem mehrsprachigen Umfeld auf, lernt es außerdem, die Sprachen auseinander zu halten. Oft werden die Sprachen mit den Personen verbunden, die sie sprechen. Verwirrend kann es werden, wenn eine Person mehrere Sprachen spricht. Dann kann es auch vorkommen, dass Kinder die Sprachen mischen.
Das Gehirn braucht übrigens im Kindesalter etwa 60% der Energie im Körper. Kein Wunder, dass hier gespart wird, wo es möglich ist. Eine Sparstrategie ist, sich auf eine Sprache zu konzentrieren. Ich bin zweisprachig Englisch und Deutsch aufgewachsen. Als ich entdeckte, dass meine Mutter auch Deutsch spricht, habe ich eine ganze Weile Englisch nur noch gesprochen, wenn meine Großeltern aus England da waren. Und ich kenne viele andere Geschichten von Kindern, die sich weigern, eine andere Sprache als Deutsch zu sprechen, auch wenn sie sie gut verstehen.
Was ist anders beim Fremdsprachen Lernen?
Wir Menschen lernen unsere Muttersprache nach und nach: Erst hören wir nur zu, dann sprechen wir nach und schließlich formulieren wir eigene Sätze. Im ganzen Prozess ist selten etwas Bedrohliches. Unser Madelkern muss uns nicht schützen. Vielmehr quittiert er jede neue Entdeckung und die Fortschritte in unseren Äußerungen mit einem positiven Stempel: Wir können immer effektiver Kommunizieren. Verstanden Werden löst sogar anfangs einen Endorphin-Schauer aus und wir fühlen uns glücklich.
Lesen und Schreiben kommt dann sogar noch später, wenn wir in die Schule kommen. Wenn nun Kinder in der Schule mit großen Unterschieden zwischen dem heimischen Dialekt und der Hochsprache konfrontiert werden, können die ersten Probleme auftauchen. Das ist sicher der Grund, warum die Kinder zu Anfang schreiben dürfen, was sie hören und Rechtschreibfehler erst ab dem Moment angerechnet werden, wenn die entsprechende Regel gelernt ist.
Fremdsprachen Lernen ist traditionell ganz anders angelegt: Es zerlegt die Sprachen in Vokabeln und Grammatik. Vokabeln werden in zweisprachigen Listen angelegt und sollen so gelernt werden. Die Grammatik wird in Regeln gefasst, die je nach Sprache mehr oder weniger komplex sind. In den Lehrbüchern ist die Grammatik meist tabellarisch dargestellt. Beides ist - nach Vera F. Birkenbihl - nicht gehirn-gerecht. Das heißt, diese Art der Präsentation von Inhalten als Listen und Tabellen hilft dem Gehirn nicht beim Lernen. Dementsprechend sind viele Schüler - Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen - frustriert. Der Misserfolg beim Erinnern von Vokabeln; das Gefühl der Niederlage, wenn wir dauernd korrigiert werden und unsere Texte in der neuen Sprache mit roten Fehlerzeichen übersät sind - all das produziert einen negativen Stempel im Mandelkern. Der Sprachunterricht wird zur Qual und wir sind zusehends blockiert.
Sprachen lernen wie einst die Muttersprache
Bei GaLaLea setzen wir darauf, dass auch später im Leben eine Sprache so leicht erlernt werden kann, wie die Muttersprache. Jeder Lernende weiß in der Regel warum er die Sprache lernen will: Um mit ihrer Hilfe mit anderen Menschen zu kommunizieren. Wir gehen ähnlich vor, wie beim Erlernen der Muttersprache:
1. die Sprache HÖREN LERNEN (Sprachdusche)
2. die Sprache ENTDECKEN (Audio und dekodierte Texte - Vergleich mit der Muttersprache)
3. Regeln des Satzbaus und der Grammatik SPIELERISCH erlernen
4. Sprechen, Aussprache und Textproduktion TRAINIEREN
Bei all dem halten wir den Mandelkern bei Laune, produzieren Glückshormone beim Lernen. So lösen wir Blockaden auf, die beim schulischen Lernen aufgebaut wurden.
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