Die Vereinten Nationen fördern auch den Gebrauch der 6 offiziellen Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch liegen für uns auf der Hand. Doch auch Arabisch, Chinesisch und Russisch sind anerkannt. Deutsch ist dagegen keine Amtssprache der UN.
Für jede Amtssprache gibt es einen Internationalen Tag. Und heute ist Tag der chinesischen Sprache. Doch kann man überhaupt von "der chinesischen Sprache" sprechen? Offiziell lernen die Schüler überall die Hochsprache Putonghua (früher als Mandarin bekannt). Doch wir alle haben mindestens schon mal vom Kantonesischen als eigenständiger Sprache gehört.
Daneben gibt es besonders im Südosten Chinas noch weitere Sprachen: In Shanghai wird auch Wu gesprochen, in Fuzhou und auf Taiwan auch Min. Kantonesisch - auch Yue genannt spricht auch die Bevölkerung von Hongkong und Makao. In der Inneren Mongolei und anderen nördlichen Provinzen ist das Jin verbreitet, während im Süden auch noch die Sprachen Hakka und Xiang anzutreffen sind. Dazu kommt, dass diese Sprachen alle auch in verschiedene Dialekte aufgesplittert sind. Das kennen wir auch in Deutschland sehr gut.
Amtssprache Putonghua
Was alle diese Sprachen eint, ist die Tatsache, dass sie alle mit den chinesischen Schriftzeichen geschrieben werden. Im Großen und Ganzen kann man überall mit den selben Schriftzeichen kommunizieren, auch wenn der Chinese das in seiner Muttersprache anders aussprechen würde. Allerdings deckt sich der Kanon der in den verschiedenen Sprachen gebräuchlichen Schriftzeichen nicht zu 100%, denn Wörter der gleichen Bedeutung aber unterschiedlicher Aussprache werden oft auch mit anderen Schriftzeichen geschrieben. Das entdecke ich jetzt gerade während ich mit meinen Japanisch-Kenntnissen Hochchinesisch lerne.
In den Schulen lernen die Schüler überall Han-Chinesisch. Die Han-Chinesen einten vor über 2000 Jahren erstmals das chinesische Reich sind eine der größten Volksgruppen Chinas. Sie haben sich auch weltweit stark ausgebreitet. Deshalb nennt man die Hochsprache auch Hanyu.
Vor mehreren tausend Jahren hatten all diese Sprachen auch eigene Schriftzeichen. Erst vor gut 2000 Jahren während der Einigung des Reiches unter der Qin-Dynastie einigte man sich erstmals auf einen offiziellen Kanon. So kann man sich in ganz China zumindest mit Hilfe der Schriftzeichen verständigen - auch wenn man die regionale Sprache nicht versteht.
Die Sprache selbst ist gar nicht so schwer, wie wir immer glauben. Die Grammatik erinnert stark an das Englische, denn es gibt keine Formen je nach Person, und auch nicht für die Vergangenheit oder Zukunft. Die Aussprache ist für uns eine kleine Herausforderung, da es ja noch die vier Töne gibt. Allerdings ist das jedoch mit viel Hören und Mitsprechen gut zu meistern. Die Schrift jedoch braucht viel Übung - sowohl für das Lesen als auch das Schreiben. Zum Glück kann man zumindest für das Schreiben auf den Computer ausweichen.
Die chinesische Schrift
Ein Lexikon von 2004 zählte über 100 000 Schriftzeichen. Viele davon sind jedoch schon seit langem nicht mehr im Gebrauch und tauchen höchstens in historischen Schriften auf. Als ich in den 1980er Jahren studierte, sagten mit Studienfreunde, dass sie 5000 Zeichen können müssten um die Zeitung lesen zu können. Vor kurzem erzählte mir nun ein Chinese, dass heute schon 1000 Zeichen ausreichen.
Im 20. Jahrhundert hat man im Bestreben, das Lesen und Schreiben der Amtssprache besser verbreiten zu können, die auf dem Festland gebräuchlichen Schriftzeichen stark vereinfacht. Auch in Singapur sind diese Kurzzeichen im Gebrauch. In Hongkong, Makao und auf Taiwan sowie bei den Auslandschinesen in aller Welt haben sich die Langzeichen jedoch bis heute gehalten. Das hat mir bei meinem Aufenthalt in Taiwan sehr geholfen, denn in meinem Japanischstudium hatte ich ja diese Zeichen auch schon gesehen. Japan hat unabhängig von China seine eigene Schriftreform durchgeführt, die nicht ganz so radikal war.
Praktisch ist auch, dass auf dem Festland eine auf der lateinischen Schrift basierende Lautschrift (Pinyin) verwendet wird. Hier gibt es dann auch Zeichen für den entsprechenden Ton der Silbe. Diese Umschrift bildet dann auch in meinen Unterlagen die Brücke zwischen dem Hanzi (chinesischen Zeichen) und der darunter stehenden Bedeutung auf deutsch.